Sonntag, 2. August 2015

1. Walser Ultra Trail mit Walser Trail Challenge im Kleinwalsertal am 02.08.2015

Sehr spät ist es in der Nacht von Samstag auf Sonntag geworden, denn ich wollte den Bericht unbedingt noch fertigstellen. Kurz vor 1 Uhr war ich im Bett und hatte den Wecker auf 6:30 Uhr gestellt. Aufgewacht bin ich schon um 6 Uhr und fühlte mich, zu meinem eigenen Erstaunen, richtig fit. Es stand schließlich der 6. Wettkampf innerhalb von 9 Tagen an und der 60. des Jahres. Da ich mich für die Walser Trail Challenge gemeldet hatte, galt die Anmeldung nicht nur für den Widdersteintrail, sondern auch für die erstmalige Ausrichtung des Walser Ultra Trail. Dabei hatte ich mich aber nicht für den Ultralauf über 65 km und 4200 Höhenmeter, sondern "nur" für den Walser Trail mit 29 km und 1900 Höhenmeter angemeldet. Nach einem Frühstück mit einer großen Schüssel Müsli mit viel Chiasamen und Quark mit Trauben (das sollte reichen) fuhr ich kurz vor 8 Uhr los und da es am Sonntagmorgen auf der Straße doch merklich ruhiger zuging war ich schon kurz nach 9 Uhr in Riezlern. Der Ausgangspunkt für den Walser Trail war wie gestern Mittelberg-Baad, aber der Zielort war für beide Läufe in Riezlern am Gemeindeplatz. Die Ultraläufer sind dort auch gestartet und wir liefen den identischen Schlussteil. Parken konnte ich gegenüber der Kanzelwandbahn, unweit vom späteren Zielbereich und direkt an einer Bushaltestelle. Die Fahrt mit dem Walserbus war für die Teilnehmer umsonst und ich kam auch noch zeitgleich mit dem Bus an die Haltestelle. Das fing ja schon vielversprechend an. Nur der angekündigte Sonnenschein wollte sich nicht zeigen. Es hatte 15° C und regnete leicht. Zu Hause war es bei der Abfahrt schon sonnig bei fast 20° C. In Baad angekommen konnte dies die Stimmung nicht trüben, traf ich dort doch gleich auf Luigi und dann noch auf weitere Bekannte. Es kam noch zum Durchlauf der schnellsten Ultraläufer, bevor es wieder eine kurze Einweisung durch Erich Pühringer gab. Ich hatte sämtliche mitzuführenden Sachen in den Rucksack gepackt, der meine Siegprämie beim Estelberglauf im April war. Da war das mal eine wirklich praktische Prämie.































Der Start erfolgte pünktlich um 11:00 Uhr. Es war ein sehr stattliches Teilnehmerfeld von 181 Läufer und Läuferinnen. Beim Ultra kamen noch 99 weitere dazu. Es ging zunächst in umgekehrter Reihenfolge des gestrigen Widdersteintrails los. Entsprechend erkannte man noch die blauen Wegmarkierungen, heute galten jedoch die roten. Der Weg war zu Beginn noch ein breiter ausgebauter Kiesweg und stieg jedoch schon kontinuierlich an. Ich versuchte relativ schnell anzugehen, damit ich später doch noch einige Fotos von Teilnehmern machen konnte. Da ich recht gut drauf war gelang dies auch und danach sollte nur noch der Spaß und das Fotografieren im Vordergrund stehen. Es ging immer das Bärgunttal hoch. An Sabines Bärgunthütte wieder tolle Anfeuerung, wie schon am Tag zuvor. Es ging weiter Richtung Hochalppass. Schon bei der ersten Überquerung eines kleinen Wasserlaufs hatte ich nicht richtig aufgepasst und der rechte Schuh ging schön baden. Ich war aber so lange unterwegs, dass er wieder trocknete, was später aber eh keine Rolle mehr spielen sollte. Es war zwar zum Laufen von der Temperatur her optimal, allerdings kein wirklich schönes Fotowetter und recht verhangen. Vor allem war die Strecke teilweise recht matschig und entsprechend rutschig. Tatsächlich kamen mir noch einige Bekannte vor die Kamera. Manche Teilnehmer hatten sich bestimmt gedacht, da spinnt einer. Mein Blick ging halt nicht nur nach vorne, sondern nach der Suche nach Motiven auch öfters mal nach hinten und immer wieder legte ich kurze Stopps ein, um danach wieder loszurennen. Wenigstens sah ich so die Strecke aus so ziemlich allen Perspektiven. Auf den ersten gut 7 km bis zum Verpflegungspunkt an der Widdersteinhütte waren immerhin ca. 900 Höhenmeter zu bewältigen.










































































Es wurde oben immer nebliger und man konnte die Schönheit der Strecke somit leider oft nur erahnen. Nun war wenigstens der sehr morastige Wiesenabschnitt hinter uns und ein Wegweiser wies auch die Richtung zur Widdersteinhütte. Weit konnte es nicht mehr sein, aber Zeit wird bei so einem Rennen relativ, da kann sich auch ein Kilometer ganz schön hinziehen. Es kamen noch ein paar felsige Passagen und danach der Hinweis auf die Verpflegungsstation in 500 m Entfernung. Dort angekommen trank ich erst mal Cola. Nicht weil ich Durst hatte, sondern einfach Lust darauf und ebenso auf ein paar Orangenschnitze. Zeit spielte eh keine große Rolle.



















Immer wieder traf man auch auf Wandergruppen, die immer schön den Weg frei machten und einen auch anfeuerten. Der eine oder andere Teilnehmer war meist auch um einen herum, so dass es selten ein einsames Rennen war, auch wenn sich das Feld schon auseinandergezogen hatte. Interessanterweise traf man den einen oder anderen wieder und manche begleitete man ein Stück weit. Schön war vor allem, dass meist auch Zeit für einen kleinen Austausch blieb. Im weiteren Verlauf war die Strecke nicht einfach. Es gab doch immer wieder sehr morastige Stellen und der Nebel war auch etwas nervig. Dennoch hatte ich häufig den Foto draußen. Dies erfordert aber erhöhte Aufmerksamkeit. Laufen, auf den Weg achten, Motive erspähen, Foto aus der Tasche und wieder zurück und dabei möglichst nicht ins Straucheln geraten, gar nicht mal so einfach. Ich war zum Glück durch viele einfachere Rennen und den Vortag doch geübt. Noch fühlte ich mich auch recht wohl, obwohl ich für so einen Wettkampf gar nicht speziell trainiert hatte. Es ging nun Richtung Koblatpass und so langsam waren 2 Stunden vorbei. Wenige Minuten später passierte das Missgeschick. Ausgerechnet auf einer Flachpassage und als der Foto weggepackt war rutschte ich im Morast weg. Ich fiel der Länge nach hin und auf die rechte Seite. Zum Glück nur den rechten Handballen sauber aufgeschürft. Wenigstens nicht die linke Seite mit dem Foto und der Schmutz ging eh wieder ab. Notdürftig hatte ich mich in einer Pfütze gesäubert, damit ich wenigsten für den Foto saubere Hände hatte (auch solche Sorgen gibt es bei einem mehrstündigen Wettkampf). Die anschließende Kletterpartie gefiel mir da schon eher. Ich liebe es sowieso mehr bergauf als bergab zu laufen.

















































Immer weiter ging es Richtung Mindelheimer Hütte. Die Trails waren hier recht anspruchsvoll und es gab so manche technisch anspruchsvolle Bergabpassagen, aber immer wieder auch einige Höhenmeter und manchmal fragte man sich schon, ob man noch auf dem Weg ist. Allerdings gab es überall Markierungen, entweder mit roter Farbe oder mit Bändern und Fähnchen. Da haben sich die Organisatoren ganze Mühe gegeben. Hat jemand auch mal an die vielen Helfer, z. B. von der Bergrettung gedacht, die stundenlang ausharrten. Deshalb hab ich auch sie manchmal festgehalten und möchte mich auch auf diesem Weg bedanken. Einer nahm ja sogar am Anfang meinen Foto und rannte ein Stück den Berg hoch, um von mir Bilder zu machen. Dazu boten sich später auch viele Teilnehmer an. Das war richtig toll.


























An der Mindelheimer Hütte tatsächlich ein paar Meter Asphaltweg. Was war das? Jedoch nicht lange und es ging wieder auf einen schönen Trail auf dem Krumbacher Höhenweg Richtung Fiderepass, wo an der Fiderepass-Hütte die nächste Verpflegung wartete. Noch war es aber ein ganz schönes Stück. In der Zwischenzeit hatte ich einen Begleiter gefunden: Thomas Gratwohl vom TSV Weißenhorn, der mich vom Neu-Ulmer Landkreislauf kannte, an dem Jusra und ich mit so viel Erfolg teilgenommen hatten. Es war eine schöne Begleitung und nette Unterhaltung. Es stand nun aber ein heftiger Anstieg zur Fiderescharte an. Da musste mein Begleiter leider abreißen lassen. Ich war zwar auch ganz schön geschafft, konnte aber bergauf doch wieder einiges gutmachen. Bei einem kurzen Halt auf halber Höhe stellte ich leider fest, dass meine Flasche nicht richtig zu war und nur meine Wechselkleidung konnte sich über eine Erfrischung freuen. Ich trank meine letzten Vorräte und sehnte mich der Fiderpass-Hütte entgegen.












































Nach einer als gefährlich bezeichneten Passage ging es zunächst abwärts weiter und in einem Geröllfeld der Hinweis auf die V5 in 500 m. Noch ein Anstieg und endlich an der Fiderepass-Hütte. Dort erstmal meine Getränkevorräte ergänzt und ausgiebig getrunken und auch wieder Orangen gegessen. Das tat richtig gut und ich fühlte mich schon wieder wesentlich besser. Nun waren ca. 17 km absolviert und schon beim Downhill war die 4-Stunden-Grenze überschritten. Nach der Hütte folgte ein weiterer Downhill und gleich nach der Station eine Zwischenzeitnahme. Diese ergab, dass ich nach 4:13.33 h dort durchlief. Noch harte 2 Stunden sollten vor mir liegen.































Nur nach wenigen Metern auf diesem Downhill fuhr es mir in den linken Oberschenkel. Hoffentlich nichts Ernstes. Erstmal humpelte ich. Es war "nur" ein Krampf. Aber was heißt hier nur, angesichts der noch bevorstehenden gut 11 km anspruchsvoller Trails. Ich konnte den Krampf lockern und zum Glück konnte man nun auch mal ein Stück gut rennen, das lockerte die Muskeln wieder. Dann das gleiche Spiel rechts. Diesmal bekam ich es schneller in Griff. Ob das gut geht? Schlimmer war aber meist die rechte Hand. Immer dann, wenn ich nicht mehr an die Verletzung dachte, musste ich an einem der vielen Gatter einen Pfosten halten oder einen Felsen und es brannte wieder. Dennoch hatte ich meinen Spaß und nun hellte es auch noch auf. Der Foto kam ich weiß nicht wie oft zum Einsatz. Zu Hause war ich fast schon erschrocken, dass es 361 Bilder waren, damit wie am Vortag ca. alle 80 m ein Foto. Viele natürlich im Stand nacheinander. Immer wieder wartete ich an interessanten Stellen, bis Läufer nachkamen. Das gab schönere Motive und die Zeit interessierte nicht. Im Nachhinein denke ich, es hat sich gelohnt.




























Es ging zur Wannenalpe und Inneren Kuhgehrenalpe. Auf diesem Abschnitt konnte man es meist ganz schön laufen lassen. Es sollte an der Inneren Kuhgehrenalpe jedoch anders kommen. Da hat sich Seppi Neuhauser ja noch was schönes ausgedacht, mit diesem Anstieg zur Kuhgehrenscharte in Richtung Kanzelwand. Nun zeigte sich aber immer mehr die Sonne. Nach dem ersten Teil des Anstiegs erkannte man erst, dass es noch ganz schön weiter geht. Dort dann ein an sich bestimmt guter Weg, durch den Regen aber extrem morastig. Irgendwann dachte ich, wie beim Crosslauf: Die erste Runde denkst du noch, die matschigen Stellen lassen sich vermeiden und danach lautet das Motto einfach durch. Dies kostete aber Kraft. Zum Glück spürte ich nur zu Beginn des Anstiegs nochmal kurz den linken Oberschenkel. Ich kam bislang recht glimpflich davon. Nur die Knöchel hatte ich mir ein paar mal leicht angeschlagen. Mit meinen Schuhen war ich erneut zufrieden. Nun der letzte Anstieg Richtung Kanzelwandbahn-Bergstation. Keine Ahnung wie viel Prozent diese Steigung hatte, da war es auch egal, dass diesmal der Untergrund einfach zu laufen war. Immerhin noch eine tolle Anfeuerung.










































Mehr als 5 Stunden war ich nun schon unterwegs. Das hatte ich heute Morgen nicht erwartet. Obwohl es sonniger und wärmer wurde, hatte ich nun kaum mehr Durst und mein Vorrat reichte locker. Es ging nun nur noch abwärts. Zunächst zum Speichersee und dort erkannte ich schon von Weitem Sepp Mennel vom Tri Team. Nun legten wir einen Teil der Strecke zusammen zurück. Es war eine nette Unterhaltung und uns überholte noch die spätere Ultrasiegerin Andrea Feuerstein-Rauch. Ich schaltete zu spät und konnte nur noch von hinten fotografieren. Man war nun auf dem umgekehrten Teil des Kanzelwandtrail, den ich vom letzten Jahr kannte. In umgekehrter Richtung aber eine ganz neue Perspektive. Auf dem Weg durch das Kanonenrohr super Ausblicke und noch eine Kletterpartie, die einem die ganze Aufmerksamkeit abverlangte. Nun war die Riezler Alpe erreicht und das Ziel nicht mehr weit.































Zunächst noch ein leicht zu laufender Wanderpfad, aber danach durch den Wald noch ein Downhill der es in sich hatte. Stufen, Wurzeln und recht steile Passagen machten es nicht einfach, zumal nach 6 Stunden die Kraft doch nachließ. Allerdings konnte man schon die Durchsagen vom Ziel vernehmen und dies motovierte. Nun erwachte in mir auch wieder der Wettkämpfer und ich wollte vor dem Ziel keinen Platz mehr verlieren. Dann knickte ich tatsächlich mit dem linken Fuß um. Auf dem letzten Kilometer noch verletzten, das hätte gefehlt. Zum Glück ging es aber gut.












Als nach dem Wald Riezlern in Sicht kam, waren es nur noch einfach zu laufende Wege und es lief nun richtig. Eine Bekannte machte noch ein Foto und es ging in den Ort. Noch ein recht steiles Stück auf Asphalt abwärts. Die entgegenkommenden Wanderer mussten mich wohl für verrückt halten. Da mein rechter Fuß schmerzte (ein altes Problem), drehte ich mich um und lief rückwärts runter, bis es flacher wurde. Dies entlastet. Ein Gruß an dieser Stelle an Rückwärtsläufer Thomas Dold. In Riezlern tolle Anfeuerung und auch die Riedlinger Gruppe. Die hab ich noch im Vorbeilaufen nach hinten fotografiert und es wurde sogar was. Ich konnte wieder richtig rennen und zwei Bilder vom Zieleinlauf innerhalb von Sekunden mit Ein- und Ausschalten meines sonst zu langsamen Foto und ich erwischte Seppi Neuhauser, der die Medaillen verteilte, im richtigen Moment. Die Konzentration stimmte also auch wieder und ich war nach 6:18.54,1 h im Ziel. Mein bislang mit Abstand längster Wettkampf, zumindest von der Zeit her. Dafür ging es doch erstaunlich gut und ich genoss erstmal die ausgiebige Zielverpflegung.









































Es folgten noch einige Gespräche mit Bekannten und ich blieb noch zur Siegerehrung des Trail. Danach schnell nach Hause und selten schmeckte eine Pizza so gut. Auf jeden Fall schaue ich auf zwei tolle Tage im Kleinwalsertal zurück und es war einfach ein schönes Erlebnis. Da haben die Organisatoren vom Tri Team Kleinwalsertal erneut eine super Veranstaltung auf die Beine gestellt.






























Es gab insgesamt 280 Starter, davon 181 beim Trail und 99 beim Ultratrail, von denen 76 das Rennen auch beendeten. Somit gab es 257 Finisher.

Ergebnisse: https://anmeldungs-service.de/walserultratrailchallenge2015/Ergebnisse

Veranstalter: http://www.tri-team-kleinwalsertal.com/walsertrailchallenge/walsertrailchallenge.html



2 Kommentare:

  1. Peter, I'm dutch, German language is difficult for me. ... Thank you for these beautiful pictures you did token. Pic 131 you toke is myself. A nice memory of this day!

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    1. Hello! Thank you! It was a very nice day. I hope you has enjouyed this event!

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